Me Carsten Kreilaus

Das Auto – Mobilität 2.0

Autos faszinieren mich, entfachen eine Leidenschaft in mir. Die Mischung aus Leistung, Design, Freiheit und Mobilität wirkt einfach anziehend. Ich weiß – Autos tragen einen großen Beitrag zur globalen Erwärmung bei. Ja, und die Umwelt ist mir sehr wichtig, gehört respektiert. Als Kaufmann verstehe ich – ein Auto zu besitzen ist kaufmännischer Luxus. Die meiste Zeit steht das Auto ungenutzt herum, muss trotzdem bezahlt werden. Als Werber weiß ich um die künstlich geschaffenen Markenwelten der Automobilindustrie. Nichts ist, wie es scheint. Alles ist, wie wir es wahrnehmen. Dennoch ist das Auto unser Wahl so begehrenswert. Die Ratio zieht nicht. Autos sind Emotionen. Der Bauch gewinnt über den Verstand. Die Mehrheit wird dies nachvollziehen können.

Für die Wenigsten ist das Auto ein bloßes Gefährt welches zuverlässig und kostengünstig von A nach B fahren muss. Welche Verschwendung von Blech. Es ist so viel mehr. Aber… diese Minderheit wird zunehmend zur Mehrheit. Noch können die Autohersteller die Status-Verluste und wegbrechenden Märkte durch Internationalisierung und Erschließung neuer Märkte kompensieren. Aber wie jeder Stau ein Ende hat, so ist auch die Expansion endlich. Ein Umbruch im Denken der Menschen zieht auf. Die Umwelt ist nicht mehr bloß ein Trend, sondern wird zur zwingenden Voraussetzung für den Konsum. Die Unternehmen werden mehr und mehr am Umweltbewusstsein gemessen. Wer nicht mitmacht, der wird auf Dauer den Wettbewerb verlieren. Das Auto als Status Symbol verliert seine Macht. Die Sharing-Generation gelangt an die Macht. Das Auto wird genutzt, der Besitz ist nicht mehr entscheidend. Kaufmännisch betrachtet ist dies der vernünftigere Weg. Emotional verliert das Auto an Bindung, wird zunehmend digitalisiert. Das Digitale hat einfach nicht den Stellenwert unser anfassbaren Güter. Es fehlt an Selbstverständlichkeit und Wertschätzung. Aber nur, weil wir noch analog kennen. Die Generation Internet kennt dies nicht. Digital ist digital ist normal. Genutzt wird, was gerade gebraucht wird. Trotzdem zählt das Image weiterhin, uncool will keiner. Derzeit schafft die Autoindustrie es über das Image – sprich die Kommunikation – einzelner ökologischer Modelle den Saubermann zu demonstrieren. Überspielt den eigenen langsamen Wandel. Zu schön ist das Dasein, das Geld verdienen auf althergebrachte Art. Die Zukunft ist ungewiss. Die Zukunft kann Geld bringen, muss aber nicht. Das Risiko wird in die eigene Zukunft verschoben, auf Kosten von uns. Das ökologische Bewusstsein hat eingesetzt, die Durchsetzung dauert an. Allerdings ist der Kampf um den Antrieb der Zukunft im vollem Gange. Die Ökologie redet hierbei ein gewichtiges Wort mit. Die Autohersteller werden sich auf den Wandel einstellen müssen. Sie haben dazu alle Möglichkeiten in der Hand, wenn sie dem Markt und den Konsumenten nur zuhören. Zu lange abwarten sollten sie nicht, sonst wird die Autoindustrie ein Opfer der schöpferischen Zerstörung. Wobei… so schnell wird das Auto von heute nicht aussterben. Es rostet schleichend, der Verfall ist unaufhaltsam. Wollen die Autohersteller von heute morgen am Markt sein, gilt es einiges neu zu denken.
Mini - Guadeloupe
Die Leistung der Autos steht nicht mehr lange an erster Stelle, auch wenn die PS-Boliden auf den Auto-Shows den Grünen noch die Show stehlen. Manchmal frage ich mich, ob die Autoindustrie dies nicht geschickt selbst inszeniert. Ganz nach dem Motto „Wir arbeiten an ökologischen Modellen, das dauert noch und kostet viel Geld. Wir bitte um Ihre Geduld!“. Vielleicht spielen die Konzerne auf Zeit, wie seinerzeit die Tabakindustrie. Coca Cola ist auch so ein Kandidat. Zucker ist überhaupt kein Problem. Leugnen bringt länger Umsatz. Das grüne Alibi-Mäntelchen hängen sich die Unternehmen gerne um, wirklich radikale Änderungen beobachte ich nicht. Schön, dass wenigstens die Kosten zum Denkumbruch führen können. Was weh tut, wird angegangen. Leider sind wir so. Die Unternehmen arbeiten deshalb an eigenen Stromproduktionen, zumeist ökologischer Natur. In erster Linie eine Controlling-Entscheidung, um unabhängig von den steigenden Strompreisen zu werden. Für die Natur ein willkommener Nebeneffekt der wirtschaftlichen Zwänge. Bei der Industrie scheint mir ohnehin der größere Hebel für eine bessere Umwelt zu liegen. Der Konsument alleine hat einen geringeren ökologischen Fußabdruck. Beide Seiten sollten das Bewußtsein entwickeln, dass die Umwelt nicht kostenlos ist und sich aufmachen in die grüne Richtung. Kommen wir zum Auto zurück. Das Auto wird uns weiter begeistern, es sorgt weiter für Emotionen und dem damit verbundenen Gefühl von Freiheit. Nur… besitzen wir es in Zukunft nicht mehr. Die Autohersteller wandeln sich zu Anbietern von Mobilitätskonzepten. Sie stellen uns ihre Flotte auf Abruf zur Verfügung. Wir zahlen, wenn wir das Auto gebrauchen. Fragt sich nur, welches Auto wir nutzen. Irgendeins? Nein. Die Markenwelt wird weiterhin eine entscheidende Rolle spielen, da von ihr die meiste Faszination auf uns Konsumenten ausgeübt wird. Sie kann über das Image, Fahrgefühl, das Design, aber auch die Usability, das Erlebnis und die ökologische Ausrichtung des Unternehmens zu uns durchdringen. Wir nutzen was uns gefällt. Wir nutzen, womit wir und andere ein positives Erlebnis teilen. Freiheit, Freude und Genuss wollen und werden wir nicht aufgeben. Fahren werden wir weiter. Die Art ändert sich. Die freien Händler werden zu den Dinosauriern der Branche und langsam aber sicher von der Bildfläche verschwinden. Ein Rettungsanker für diese ist die Umfunktionierung zu Sharing-Hubs. Es geht nicht mehr um den Verkauf, sondern mehr und mehr um die Bereitstellung. Die Autohäuser wandeln sich zu Show-Rooms, werden zu Markentempeln und inszenieren das Portfolio der Hersteller. Hier finden die Marken-Events statt. Wir werden unterhalten und es wird versucht die Kundenbindung mit uns aufrecht zu erhalten. Die Auto-Show-Rooms sind der Kinobesuch von Morgen.

Auch für Taxi-Unternehmer wird es schwierig. Eine Zeit lang können sie sich auf der Straße halten, weil wir nach dem Clubbing sicher nach Hause wollen. Wenn aber die Flotte erst einmal selbst das Fahren erlernt hat, dann gibt es keinen Grund mehr für eine Taxifahrt. Warum sich der Laune eines Fahrers unterwerfen, in einem meistens nicht wirklich schönen Auto. Dann doch lieber die Marke seiner Wahl via App geordert und ab nach Hause im Autodrive-Modus. Bleibt die Skepsis die Kontrolle aus der Hand zu geben, das ist nicht so unseres. So wird der Absatz der Fahrzeuge eine Zeit lang steigen. Auch wird es immer Sammler geben. Die Dienstleistung der Autokonzerne ist nicht länger die Produktion, sondern die einfache Bereitstellung und das Fahrerlebnis, gepaart mit dem guten Gefühl die richtige Wahl getroffen zu haben. Auch der öffentliche Nahverkehr wird in ferner Zukunft abnehmen. Die Sharing-Cars avancieren zum Hauptverkehrsmittel. Verspätungen, Gedränge, Ausfälle sind Vergangenheit. Der Mensch bleibt Mensch und so klug als wie zuvor. Zwar nivellieren die Kosten sich und Flatrates ermöglichen den Durchbruch der allgemeinen Nutzung. Unterschiede bleiben. Wer es sich leisten kann, fährt nobler. Es gibt weiterhin kleine, mittlere und Luxuskarossen. Wo bleibt sonst der Spaß. Noblesse oblige. Was sich ändert sind die Straßen. Eingeteilt in Hauptverkehrsadern und Nebenstraßen. Die Hauptstraßen sind eine zeitlang Induktions-Autobahnen. Sie versorgen automatisch unser Autosystem mit Strom und regeln den Verkehrsfluss vollautomtisch. Einmal eingereiht, geben wir nur das Ziel ein und die zentrale Verkehrscloud leitet uns zum Ziel. Auf den Nebenstraßen sind wir die Fahrer. Sehr viel später benötigen wir auch diese Strom-Autobahnen nicht mehr. Die Verkehrscloud-Leitung bleibt, die Versorgung übernehmen wir, genauer die elektrische Spannung unseres Körpers.

Bekanntermaßen gibt es viele Wahrheiten und die Autozukunft hängt davon ab, welche Abzweigung wir heute nehmen. Fest steht der Umbruch, der uns jetzt schon begleitet. Wohin wir fahren, werden wir sehen. In jedem Fall wünsche ich euch allen eine gute, sichere und spaßige Fahrt!