Die Natur kommuniziert mit uns, wir müssen nur ihre Sprache lernen
Auf der Welt werden viele Sprachen gesprochen. Wir lernen Englisch, Spanisch, Chinesisch usw., um in den Dialog mit anderen Kulturen zu treten, um zu verstehen und Missverständnissen vorzubeugen. Denn mangelnde Sprachfähigkeiten führen im Dialog oft zu Fehlinterpretationen und Handlungen. Konflikte wollen wir damit vermeiden. Die wichtigste Sprache aber haben wir noch wenig bis gar nicht studiert, die der Natur. Dabei scheint mir gerade hier eine eklatante Misskommunikation zwischen Mensch und Natur vorzuliegen.
Zugegeben ist die Sprache der Natur mit keiner bekannten Sprachlogik verwandt und wenig erforscht. Gibt es eigentlich Sprachforscher, die sich mit der Naturkommunikation auseinandersetzen oder heißen die dann Umweltforscher, Evolutions- und Meeresbiologen, Biologen an und für sich, Bioniker usw. Ein Forschungszweig scheint mir zu wenig für die komplexe Kommunikationsform zu sein. Ich sehe wirklich keinerlei Ansatzpunkte für eine Kommunikation der Natur mit uns Menschen. Selbst bei Spekulationen tue ich mir äußerst schwer. Spricht die Natur durch den Wind, die Sterne, das Klima, die Tiere, der Erdbewegung oder über die gegenseitigen Wechselbeziehungen, dem Zusammenhängen von allem, zu uns. Vielleicht liegt die Erklärung einfach zu nah, um diese zu sehen. Vielleicht sind wir selbst die Kommunikationsform der Natur, indem sie uns die Sprache und das Denken beigebracht hat. Vielleicht ist die Zeit noch nicht reif, die Evolution für ein Verstehen unser selbst und unserem Zweck noch nicht weit genug vorangeschritten. Die Natur hat es sicher nicht eilig. Wie sollen wir aber eine Sprache lernen, die wir nicht verstehen. Müssen wir überhaupt? Die Natur ist solange einfach da, umgibt uns und lässt uns gewähren. Ist das Arroganz oder bedingungsloser Respekt? Ich weiß es nicht.
Nur eins ist für mich gewiss. Ich erkenne viele positive Eigenschaften der Natur, die wir verstehen und adaptieren lernen müssen. Hier können wir viel von der Natur lernen. Wenn wir die Sprache verstehen, zuhören könnten, wäre vermutlich die Sinnfrage einfach zu beantworten. Aber zurück zu den Natureigenschaften. Trotz Beeinflussung und Eingriffen durch uns Menschen, ist die Natur sehr flexibel und anpassungsfähig. Sie beklagt sich nie. Für uns verbiegt sie sich nicht, nimmt tapfer hin, was wir ihr antun. Ist geduldig, tolerant und immer ehrlich zu uns oder hat euch die Natur schon mal was vorgespielt. Alles und jeder wird respektiert. Sie tötet nicht aus Habgier, scheint nur grausam zu sein, weil Tiere andere Tiere zum Überleben töten. Aber wir sind schliesslich auch nicht alle Vegetarier. Die Natur ist konsequent und hält unbeirrbar an ihrer Weiterentwicklung fest. Trägt damit Verantwortung für die Zukunft aller. Der Indianer Tatanga Mani hat dafür eine treffende Weisheit: „Weisst du, dass die Bäume reden? Ja, sie reden. Sie sprechen miteinander, und sie sprechen zu dir, wenn du zuhörst. Aber die weissen Menschen hören nicht zu. Sie haben es nie der Mühe wert gefunden, uns Indianer anzuhören, und ich fürchte, sie werden auch auf die anderen Stimmen in der Natur nicht hören. Ich selbst habe viel von den Bäumen erfahren: manchmal etwas über das Wetter, manchmal über Tiere, manchmal über den Grossen Geist.“
Zwar scheint die Natur oft zurückzuschlagen, in Form von Unwettern, Überschwemmungen, Erdbeben, aber das ist nichts weiter als unsere Unterstellung einer hinterhältigen Absicht. Sie ist nicht willentlich böswillig und handelt eigennützig, sondern dient immer dem großen Ganzen. Hishuk ish ts’awalk. Irgendwie ist am Ende alles eins und dient einem höheren Sinn, den wir nicht begreifen. Insofern sollte die Natur wenigstens unser aller Vorbild in punkto positiver Eigenschaften sein, für den Weg zu einer besseren Welt.
In diesem meinem Sinne, bis nächsten Sonntag.