Me Carsten Kreilaus

Der Mythos Apple

Apple ist das drittwertvollste Unternehmen der Welt. Warum ist also jeder versucht, ein Stück vom Apfel zu bekommen? Ist es die Verschmelzung von Technik und Design, die Person Steve Jobs, die Werbung?

Eine Erklärung dieses Mythos ist nicht ganz einfach, wobei es das Wort einfach schon sehr gut trifft. Apples Produkte  sind in erster Linie einfach in der Bedienung und lösen beim Nutzer damit ein Versprechen ein, welches bei Technikprodukten sonst vermisst wurde und noch wird: die Technik soll uns Menschen helfen, Dinge erleichtern und nicht zur Verzweiflung treiben. Kaum jemand kann diese vollgestopften Geräte bedienen, geschweige denn alle Funktionen nutzen. Für die Handhabung von Apple Produkten ist garantiert kein IT-Studium notwendig. Die meisten wollen die Technologie nur nutzen, aufs Verstehen kommt es ihnen nicht mehr an. Dabei sollten die Produkte so intuitiv funktionieren, wie wir uns dies denken. Gewünscht ist nicht, uns ein Maschinendenken anzueignen und dem Folge leisten zu müssen. Apple hat früh den visuellen Trend erkannt und in seinen Produkten verankert. Lange vor Windows hat sich das Betriebssystem durch seine grafische Oberfläche ausgezeichnet. Das gefühlte Verstehen unserer Bedienungsgedanken ist damit zu einem Alleinstellungsmerkmal für Apple geworden. Damit, dem Design und der Grafikverarbeitungskompetenz der Rechner, wurde der Mac zum Computer der Werber. Die per se als hip und modisch orientierten Werber haben dem damaligen Nischenprodukt seinerzeit zu weiterem Durchbruch verholfen. Fazit: wir müssen Apple nicht viel Aufmerksamkeit widmen, nicht viel Zeit. Zeit ist bekanntlich kostbar, gerade jetzt, wo wir alle ständig durch die „neuen“ Medien unter Dauerbeschuß stehen und das Gefühl nicht mehr loswerden, nur noch hinterherzurennen, keinesfalls aber Sieger zu werden.

Andere Hersteller haben für unsere Bedürfnisse verschiedene Produkte, wie bspw. ein Telefon, Computer, etc. Apple hat aufeinander aufbauende und miteinander vernetzte Produktketten gebildet. Ohne großen Aufwand sprechen die Produkte miteinander. Zur vollständige Vernetzung können wir weitere Apple-Produkte kaufen. Sehr clever, denn die vernetzten Produktketten schaffen eine Nachfrage in sich und neues Marktsegment, welches Angebote entstehen lässt. iTunes und der App-Store sind hierfür ein fantastisches Beispiel. Zeitgemäß hier auch das Anzapfen der Masse, das Mitmachprinzip. Apple stellt eine Plattform zur Verfügung, die User produzieren am laufenden Band, verdienen dabei und Apple kassiert fleissig mit. Win-win Situation im App-Store. Dass Apple-Produkte dabei immer schick aussehen, gegenüber den bis dato immer gleich langweilig aussehenden Produkten, ist sicher nicht zum Schaden der Marke.

Apropos Marke. Auch die Kommunikation von Apple folgt dem Prinzip Einfach. Die TV-Werbung ist sehr einfach aufgebaut und aufs Wesentliche reduziert. Meist steht das Produkt im Vordergrund, derzeit auf weißem oder schwarzem Grund, ganz ohne Schnörkel oder großes Story Telling, einfach in Szene gesetzt. Aufgepeppt wird durch coole Musik und schnelle Schnitte. Die Marke Apple kann sich so etwas erlauben und wirkt trotzdem trendig. Die Produkte und das Unternehmen sind es einfach. Auch das i als Markenzeichen vor alle Produkte zu setzen, ist ein genialer Schachzug. i passt zu Internet, zum digitalen Leben. Steve Jobs hat Marketing verstanden, ist selbst Marketing. Sein einfacher Modestil – mit Jeans und schwarzem Rollkragenpulli – wirkt schlicht und zeitlos, wie die Produkte selbst. Apple ist damit Jobs, aber Jobs nicht zwingend Apple. Ein Teil des Ganzen fehlt jetzt mit seiner Auszeit, damit gilt es abzuwarten, was aus Apple ohne Jobs wird.

Apple sieht seine Unternehmenssparten nicht als isolierte und nebeneinander arbeitende Einheiten, sondern als eine miteinander vernetzte Welt mit gegenseitigen Abhängigkeiten, die alle am gleichen Ziel arbeiten. Damit versteht Apple wie kein zweites Unternehmen, unsere Bedürfnisse zu befriedigen, durch Stillung unserer Sehnsucht nach Einfachheit, in der von uns als komplex empfundenen Welt. Insofern ist der Mythos zu verstehen. Einfach ist eben mehr.

In diesem meinem Sinne, bis nächsten Sonntag.

P.S.: hier eine schöne Bilderserie auf n-tv, „Ein Leben für Apple: Steve Jobs“