Wie Facebook über Empfehlungsmarketing zum nachhaltigen Geschäftsmodell wird
Facebook hat am 18. Mai einen Rekord-IPO an der Börse hingelegt. Das 8-jährige Unternehmen ist am ersten Tag so viel wert wie die Deutsche Bank, Adidas und BMW zusammen. Insgesamt 104 Milliarden Dollar. Ein Riesenvorschuss der Anleger, den Zuckerberg nun einlösen muss. Vom Idealismus die Welt offener gestalten und vernetzen zu wollen wird das Unternehmen nicht überleben. Die Börsianer strafen das bereits ab und der Aktienkurs fällt. Facebook muss Geld verdienen. Kritiker werfen dem Unternehmen ohnehin vor kein nachhaltiges Geschäftsmodell vorweisen zu können und bisher sieht es tatsächlich danach aus. Das Pfund von Facebook sind die Daten der über 900 Mio. Freunde. Ein quantitatives Potential für werbetreibende Unternehmen. Die Werbung ist die Haupteinnahmequelle, sieht sich aber dem Vorwurf ausgesetzt keinen Return on Investment zu erzielen. Ein ungehobener Schatz auf dem Facebook sitzt. Facebook muss die Werbung weiter denken und vor allem auf die mobile Nutzerschaft übertragen. Über 400 Mio. greifen mobil auf Facebook zu, werbefrei. Facebook sollte auf Empfehlungsmarketing setzen, welches die verfügbaren Daten nutzt, die mobilen User mit Werbung versorgt, die sie nicht stört. Ein Gedankenspiel wie das Unterwegs am Beispiel der Suche nach einem Biergarten mit Spielplatz klappt…
Ich unternehme mit der Familie einen Radausflug. Durstig und hungrig vom vielen Strampeln, suchen wir einen Biergarten. Wir halten an und ich öffne die App von Facebook. Neben den bekannten Reitern Status, Foto und Orte gibt es einen neuen, vierten Reiter den ich „Empfehlung“ nenne. In diesem Reiter kann ich sämtliche Anfragen zu Produkten, Dienstleistungen und Orten starten, eben alles was ich konsumieren oder zum gefragten Zeitpunkt nachfrage. In meinem Fall ist es der Biergarten. Ich tippe also „Biergarten Tegernsee Kinderspielplatz“ in die Suchmaske ein und bekomme die ersten 5 Empfehlungs-Ergebnisse angezeigt. Angereicherte Empfehlungen von meinen oder deren Freunden. Weitere Ergebnisse kann ich mir bei Bedarf anzeigen lassen. Neben den Namen erhalte ich eine entsprechende Zusammenfassung, die „Empfehlungsgeschichte“ sowie die möglichen Facebook-Credits. Wie kommt diese Facebook Recommendation Page (FARP) zustande und was hat es mit den Credits auf sich?
Im Hintergrund findet ein 3-stufiger Datenabgleich statt. Diese qualitative Iteration ergibt im Ergebnis die Empfehlungen mit der höchstmöglichen Relevanz und spuckt mir eine Empfehlungsliste aus. Irgendwie gefällt mir die Empfehlung 2 von einem meiner Freunde, der selber Kinder hat und öfter am Tegernsee ist. Dieser Empfehlung folge ich und bekomme den Zielort angezeigt. Gefällt mir und die Route wird angezeigt. Dort angekommen checkt mich das System anonymisiert ein. Das System weiß damit welcher Empfehlung ich gefolgt bin und teilt die angegebenen Facebook-Credits zur Hälfte auf den Empfehler und den Suchenden auf, in diesem Fall auf mich. Die Empfehler werden für die Freischaltung der Empfehlungsfunktion belohnt. Die Credits funktionieren im Facebook-Universum wie eine Währung. Ich kann damit einkaufen oder ab einer Mindestsumme mir diese in meiner Währung auszahlen lassen. Die werbetreibenden Unternehmen kaufen für die Werbung von Facebook die Credits in jeweiliger Landeswährung ein. Wie viele Credits die Werbung am Ende kostet, entscheidet sich im Bieterverfahren. Dem Biergarten wird für die erfolgreiche Empfehlung die entsprechende Anzahl an Credits abgezogen. Das funktioniert nicht nur mit Orten, sondern genauso mit Produkten und auch über den Facebook Zugriff am PC. Suche ich beispielsweise ein deutsches Wirtschaftsmagazin, wird mir vielleicht die brand eins empfohlen, weil diese die höchste Relevanz aufweist. Wenn ich der entsprechenden Empfehlung folge und ein Abo eingehe, dann zahlt der Verlag seine Credits an Facebook. Meine Abogebühr habe ich ebenfalls in Credits gezahlt. Schliesslich habe ich durch einige Empfehlungen zuvor Facebook-Credits auf meinem Facebook-Konto verbuchen können. Der Verlag kann diese wieder gegen Werbung eintauschen. Diese Werbung spült nicht nur Geld in die Kassen von Facebook, sondern erhöht gleichzeitig die Interaktionsrate der Nutzer. Die bing-Suche lernt dadurch Relevanz. Eine Win-Win-Win-Situation.
In diesem meinem Sinne, bis demnächst.
P.S.: @facebook: Für die Umsetzung stehe ich euch gerne mit Rat und Tat zur Seite. @Datenschutz: ja, ich weiß…