Me Carsten Kreilaus

Die Werbung hat ein Kommunikationsproblem

Die Werbung ist unser ständiger Begleiter durch den Alltag. Allerdings ein ziemlich Aufdringlicher. Oft penetrant. Fast immer ungefragt. Statt einer guten Unterhaltung, schwatzt sie mich ständig von der Seite an, erzählt mir Dinge, die ich nicht hören will. Wie kommt die Werbung ausgerechnet auf mich? Für ihr Gerede bin ich nicht der Richtige. Wer auch immer ihr gesagt hat ich wäre es, ich kann der Werbung in diesem Fall versichern: Ich bin´s nicht. Das ist vergebene Liebesmühe. Die Werbung rennt hinter dem Falschen her und verliert wertvolle Zeit. Und Zeit ist bekanntlich Geld.

Ihr Gerede interessiert mich gerade einfach nicht. Werbung beweißt kein Feingefühl für meine Welt. Sie hört mir nicht zu. Lässt mich nicht zu Wort kommen. Ist selbstverliebt. Sie glaubt die Welt braucht und wartet nur auf ihre Botschaft. Dabei schafft sie es oft nicht die richtige Kommunikation einzuschlagen, redet im schlechtem Stil mit mir. Oft lässt sie Andere für sich reden, in der Hoffnung dadurch zu mir durchzudringen. Sie findet in der heutigen technisierten Welt immer mehr davon. Jeder möchte für sie reden, schliesslich werden alle dafür von ihr bezahlt. Sie hat die Hoffnung durch diese Multiplikatoren uns anzutreffen. Sie glaubt auf diesem Kanal haben wir ein offenes Ohr. Sie vergisst, dass ihre Botschaft dieselbe bleibt. Das Andere es mir noch weniger erklären können und wollen. Sie leiten weiter, was man ihnen sagt. Sie können die Sinnhaftigkeit weder erkennen, noch beeinflussen. Ist auch nicht ihre Aufgabe. Sie kommunizieren es nur weiter. In einem sind sich die Anderen aber alle einig: die Werbung wird mich am ehesten über sie erreichen und sie wissen alle, wo ich gerade unterwegs bin. Weit gefehlt. Ich bin ziemlich sprunghaft.Es ist nicht immer ihre Schuld, oft sind ihre Erzeuger zu überzeugt von sich und bringen ihr die Kommunikation schlichtweg falsch bei. Da kann man der Werbung alleine wirklich keinen Vorwurf machen. Sie ist das Produkt ihrer Sozialisation. Ich erwarte allerdings mehr Anstand und Respekt. Rede bitte mit mir, nicht an mir vorbei! Es ist doch nicht so schwierig einen Dialog zu führen.

Ich will weder Floskeln, noch Unwahrheiten hören. Ich mag unterhalten werden. Das bringt Spaß in meinen routinierten Tag. Ich mag eine bildhaften Stil, das ist anschaulich. Du darfst gerne ein bischen übertrieben. Das verleiht deiner Erzählung Spannung und die nötige Würze. Es gibt viele von dir, da bedeutet Aufmerksamkeit alles. Wieso sollte ich mich sonst gerade mit dir beschäftigen, nicht mit einer Anderen. Aber übertreibe es nicht. Ich passe ganz genau auf. Ich schaue dir bei der Kommunikation über die Schulter, blicke hinter dich, höre nicht nur deine Worte, sondern frage auch andere ob das stimmt. Verstecke dich nicht, zeige mir dein wahres Ich. Ich schätze Ehrlichkeit. Fehler sind erlaubt. Lügen nicht. Apropos. Es gibt auch viele von mir und wir unterhalten uns. Lügen werden wir schnell entlarven. Authentizität ist mir wichtig. Übertriebene Selbstdarsteller mag ich nicht. Außerdem unterstelle ich Schaustellern wenig Glaubhaftigkeit. Wie soll ich da ein Vertrauen zu dir entwickeln? Das ist für mich wichtiger, als dein „höher, schneller, weiter, billiger“-Gefasel. Komme auf den wichtigen Punkt, warum Du du bist. Was macht dich so einzigartig? Dazu solltest du sehr genau dein Selbst kennen. Oberflächlichkeiten zählen nicht. Weniger ist immer mehr. Und mache nicht den Fehler mich für dumm zu halten. Trotzdem mag ich’s einfach und verständlich. Kreative Intellektualitäten gehören ins Feuilleton. Ich will verstehen. Ich will sehen. Respektiere mich. Lerne mich kennen.

Wenn du so mit mir kommunizierst, dann höre ich dir zu. Dann verzeihe ich, dass Du mir nicht immer zuhören kannst, mir einfach mal deine Story aufdrückst. Aber nö, was machst du Werbung: stalkst mich immer weiter! Wirklich, die Werbung hat echt ein Kommunikationsproblem.

P.S.: Eins noch für deine Zukunft: das Mitreden wird immer wichtiger und ohne keine Werbung mehr funktionieren. Ich rate dir nicht länger um mich zu werben, sondern die Kommunikation, Partizipation und Interaktion mit dir zuzulassen.