Me Carsten Kreilaus

Moneypulation

Mit dem Geld stehe ich auf Kriegsfuß. Mit geht nicht, ohne aber auch nicht, denn ein kompletter Ausstieg aus dem System kommt für mich nicht in Frage. Also nehme ich das Geld bewusst in Kauf. Dabei beschleicht mich das Gefühl einen schlechten Deal einzugehen. Ich fühle mich in meiner Selbstbestimmtheit eingeschränkt. Der Tauschhandel Freiheit gegen Geld ist für mich keine Option. Zwischen dem Geld und mir gibt es dringend Klärungsbedarf. Ein Zwiegespräch mit dem lieben Geld, um ein für alle Mal klare Fronten zu schaffen…

Geld: Was ist dein Problem mit mir?
Ich: Ich bin nicht glücklich. Ich habe das Gefühl mit dir kann ich nicht leben, aber ohne dich auch nicht.
Geld: Vielleicht hast du einfach noch nicht genug von mir, mehr Geld wird dich glücklicher machen.
Ich: Wieso sollte mich mehr Geld glücklicher machen?
Geld: Du kannst dir leisten, was du möchtest.
Ich: Und das stimmt mich zufrieden?
Geld: Na klar, du fährst ein tolles Auto, wohnst in einem schicken Haus, telefonierst mit dem neuesten Smartphone, und, und, und. Was meinst du wie befriedigend es ist, wenn die anderen dich mit großen Augen bewundern.
Ich: Das ist alles materieller Besitz und ich glaube nicht, dass ich dadurch glücklicher werde. Ich habe doch ein tolles Auto, fühle mich wohl in meinem Haus…
Geld: Mehr geht immer und ist besser!
Ich: Noch eine Uhr, ein schicker Zweitwagen, ein größeres Haus, das zehnte Jacket… Haben wir nicht eh genug von allem und warum muss es immer die neueste Generation von irgendetwas sein? Weil’s cool ist, weil ich dann dazu gehöre?
Geld: Na du bist mir ein schwieriger Fall. Normalerweise streuben die Menschen sich nicht so sehr mich zu besitzen. Ich bin wertvoll.
Unser goldene KäfigIch: Ich habe nichts gegen dich und gegen den Besitz. Ich stelle mir nur ernsthaft die Frage, wie ich mit dir umgehen soll. Und wertvoll? Du hast keinen Wert in dir selbst.
Geld: Natürlich habe ich einen Wert, der Gegenwert steht doch auf mir drauf und dafür kannst du dir was hübsches kaufen.
Ich: Richtig, eine Nummer ist aufgedruckt, das ist aber nur ein allgemein anerkannter Wert. An und für sich hast du keinen eigenen Wert.
Geld: Meinst du, ich bin zu nichts nütze?
Ich: Da hast du mich falsch verstanden. Du bist durchaus nützlich im Tauschhandel, machst diesen einfacher. Du wirst nur völlig falsch angewendet.
Geld: Wie kann man mich falsch anwenden?
Ich: Ich gebe dir ein Beispiel: Die Stiftung für Zukunftsfragen hat kürzlich herausgefunden warum wir Deutschen keine Kinder bekommen. Der Hauptgrund: Kinder kosten (zuviel) Geld! Wir entscheiden nicht anhand dem, was wir wirklich wollen und verfolgen unser Ziel, sondern wir ziehen dich als alleinigen Ratgeber und Entscheider heran. Das meine ich mit falscher Anwendung. Das ist ein Problem.
Geld: Ich kann nicht entscheiden, ich bin nur ein Mittel zum Zweck.
Ich: Genau, du hast es verstanden, nur wir nicht. Sobald du die alleinige Entscheidungsgrundlage bist, solange leben wir nicht selbstbestimmt. Und die Selbstbestimmung ist meines Erachtens die Voraussetzung für ein glückliches und zufriedenes Leben.
Geld: Aber viel Geld macht doch glücklich, alle streben danach. Was die Allgemeinheit für richtig erachtet, kann so falsch nicht sein.
Ich: Erstens bin ich nicht alle und die Allgemeinheit versteht offensichtlich nicht, wer hier wen beherrscht. Wir haben die Kontrolle über dich verloren und keinerlei Transparenz mehr im Geldsystem.
Geld: Wie kann man mich nicht verstehen? Ich bin einfach in der Handhabung und absolut real.
Ich: Im letzten Punkt muss ich dir widersprechen. Dein einzelner Schein ist vielleicht scheinbar real. Aber das Geldsystem ist in hohem Maße alles andere als real, es ist zum größten Teil virtuell. Der Realität stehen immense Berge an Luftschlössern gegenüber.
Geld: Moment mal, ich bin kein Luftschloss.
Ich: Doch, weil du größtenteils keinen realen Nutzen mehr stiftest und dem realen Vermögen ein Riesenberg an Optionen und Geldwetten gegenübersteht, reine spekulative Finanzprodukte.
Geld: Das ist die Wirtschaft.
Ich: Was nicht zwangsläufig „gutes, nutzenstiftendes Wirtschaften“ bedeutet. Jeder natürlicher Organismus hört bei der optimalen Größe auf zu wachsen. Die Wirtschaft wächst exponentiell und immer weiter, was auf Dauer nicht funktionieren kann. Der Systemzusammenbruch ist vorprogrammiert und nur eine Frage der Zeit.
Geld: Mein System ermöglicht Wohlstand und Geldvermehrung für alle.
Ich: Ja, aber zu welchem Preis. Dein Wachstum erfordert immer mehr Wachstum, das Vermögen der einen sind die Schulden der anderen und am Ende zahlen die Meisten die Zeche für wenige Gewinner.
Geld: Du gewinnst, wenn du mitspielst.
Ich: Was eine Moral. Dann erkläre mir bitte, warum die Allermeisten über die in den Preisen versteckten Zinsen doppelt so viel Zinsen zahlen, wie sie einnehmen? Lediglich bei einem Zehntel gleicht sich dieses aus und weitere 10% gewinnen hinzu. Wo bleibt die soziale Gerechtigkeit?
Geld: Das wusste ich nicht.
Ich: Viele wissen das nicht.
Geld: Warum nicht?
Ich: Sehr gute Frage, weil es für die Macht eine unbequeme Wahrheit ist. Welcher Politiker gibt beispielsweise bei der Ankündigung vom Abbau der Staatsschulden den Einhergang mit der privaten Vermögensvernichtung zu. Da kann er auch gleich zurücktreten.
Geld: Warum ändert sich nichts? Mich gibt es, weil ihr mich erschaffen habt. Ihr könnt es wieder ändern.
Ich: So einfach ist das nicht, weil heutzutage alles in Geld gemessen wird und keiner mehr wirklich den Durchblick hat. Da stehen wir wieder am Anfang unser Diskussion. Wir müssen uns frei machen von dir, dich richtig benutzen und das Geldsystem wieder wertschöpfend gestalten, so dass es der Allgemeinheit dient und nicht umgekehrt. Das ist allenfalls Schritt für Schritt möglich und erfordert einen kompletten Paradigmenwechsel.
Geld: Ich bin gespannt.
Ich: Und ich optimistisch. Ich setze auf den Sieg der Vernunft und beginne bei mir selbst: ich werde versuchen dich nicht mehr für mich entscheiden zu lassen und mich weiter unabhängig von dir zu machen, gerne auch verzichten, in jedem Fall bewusst leben! Denn: Entscheidend ist wer wir sind, nicht was wir besitzen.