Me Carsten Kreilaus

Die ungewisse Reise

Ich fühle mich wie nach dem Abitur, ein Leben voller Möglichkeiten vor mir. Die Straße Geradeaus habe ich verlassen und bin abgebogen. Was sich einfach anhört, ist tatsächlich großes Kopfkino. Schliesslich führt die Straße ins Ungewisse. Die Motivation keimt schon länger in mir. Schluss mit dem täglichen Trott. Das Gefühl Dinge ändern zu müssen, wurde immer stärker. Der Konsum. Die Wirtschaft. Die Arbeit. Das Miteinander. Der Alltag. Das Handeln. Mein Leben. Vor allem die Umwelt. So kann es nicht ewig weiter gehen. Ich gehe zur Arbeit, konsumiere, vergnüge mich, suche nach Entertainment und lebe Tag für Tag ein Leben in Sicherheit und Komfort. Die meisten würde dies als wünschenswerten Zustand, als das Leben, betrachten. Es erfüllt mich aber nicht. Nicht mehr. Ich sehe zunehmend weniger Sinn in meinem Tun. Ich hinterfrage es. Ist es wirklich gut wie ich lebe? Zu welchen Lasten lebe ich unnachdenklich mein Leben? Was trage ich zum Gemeinwohl bei? Welche Hinterlassenschaft vererbe ich der Welt und ist es sinnstiftend? Fragen über Fragen, die durch Nachdenken und Nachforschung einige beantworten, viele neue aufwerfen. Kurz denke ich unweigerlich an Sisyphos, der nie an sein Ziel kommt. Das möchte ich nicht. Ich wünsche mir ein anderes Leben. Daher muss ich meins ändern. Der bisherige Weg erscheint mir sinnlos. Deshalb biege ich ab. Die Abzweigung ist eine mögliche Lösung. Jeder Schritt meines neuen Weges bringt neue Erkenntnisse. Mein Fazit: Unser goldener Käfig hat seinen Reiz, für mich blättert langsam aber sicher die Farbe ab. Ist eben nicht alles Gold was glänzt. Der Weg Geradeaus scheint mir eine Sackgasse zu sein. Unser Weg ist endlich. Ich weiß nicht wie weit ich hier noch fahren kann. Und ob es am Ende ein Weg zurück gibt, eine Wendemöglichkeit, kann ich nicht sagen. Die Zukunft kann ich nicht vorhersehen. Mein Weg ist ein anderer. Ich habe Gedanken wie dieser verläuft. Wünsche, Träume wie er soll. Male mir die ein oder andere Richtung aus. Sehe Abzweigungen die mir nicht gefallen. Sorge mich zukünftig das System bedienen zu können. Nichts ist umsonst und kostenlos schon gar nicht. An Aufgeben denke ich trotzdem nicht. Ich sehe Möglichkeiten. Ich sehe gelebte Reduktion. Immer die bessere Zukunft im Visier, wobei ich besser – noch – nicht definieren kann. Bessere Zukunft - eine ungewisse ReiseNur das unweigerliche Gefühl nicht mehr auf der Stelle treten zu wollen, vorwärtszukommen. Für mich, für uns. Uns ist schwierig. Die Welt zu verändern scheint unmöglich. Bleibe ich bei mir und meiner Welt, das scheint fürs erste genug und die Welt retten verschiebe ich auf später. Ich erwische mein Ich dabei, wie es klamm und heimlich einen Plan B ausheckt. Die Unsicherheit ist mein Begleiter, wenn auch gepaart mit der Erkenntnis, dass diese letztlich der verständliche Begleiter von Freiheit ist. Ein Preis, den ich zu zahlen bereit bin und bei dem mir der Mut hoffentlich nicht abhanden kommt. Hoffentlich. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt. Ich bin nicht alleine unterwegs. Viele denken ähnlich, teilen mir ihren Wunsch nach dem Abbiegen mit. Wenige setzen den Blinker und lenken ein. Mehr schmunzeln über meine Abzweigung. Ich verstehe, akzeptiere das. Der Weg ist nicht mehr glatt und eben. Vor mir liegt ein Schotterweg, mit Schlaglöchern und ohne einen Politiker der diese über Abgaben für mich flicken möchte. Die Reise ist eine des Probierens, mit Steinschlägen, die ihre Spuren hinterlassen. Fehler werde ich machen, werde an diesen wachsen. Verzichten muss ich lernen. Es bleibt eine bereichernde, wertvolle und lehrreiche Reise. Eine, die mich neugierig macht. Auf mich, über das was ich wirklich von meinem Leben will. Wie ich leben möchte. Was ich brauche. Wie werde ich gewesen sein? Die Antwort auf diese Frage ist mein Antrieb. Der Beginn einer wunderbaren Reise und ich bin dankbar für die Wahlmöglichkeit. Mit aller Konsequenz. Tatsächlich abzubiegen ist für andere vielleicht gelebte Motivation genug mir hinterherzufahren. Hat eure Reise bereits begonnen?