Die Spaß-Ökonomie
by Carsten Kreilaus. Average Reading Time: about 4 minutes.
Jeder kennt das. Die Arbeit macht nicht immer Spaß und das ist okay so. Das Leben ist schließlich kein Ponyhof. Mich beschleicht in letzter Zeit aber der Eindruck, dass der Ernst unseren Arbeitsalltag dominiert. Wir werden beherrscht von einer explosiven Mischung aus Leistung und Dauerdruck. Der Stress in der täglichen Arbeit wächst. Das Problem ist nicht das gewünschte Ziel des Erfolges, sondern dessen angewendete Negativität. Erfolg brauchen wir, sonst geraten die Unternehmen und auch wir in Existenznot. Der Weg dahin ist falsch, nicht das Ziel. Warum alles – die Arbeit, sich selbst – immer bitterernst nehmen?
Mir fällt es leichter mit Spaß an der Freud, mit Gelassen- und Zufriedenheit. Die Dinge erledigen sich wie von selbst. Balu der Bär aus dem Dschungelbuch hat völlig Recht mit seinem Lied der Gemütlichkeit:
„Probier’s mal mit Gemütlichkeit,
Mit Ruhe und Gemütlichkeit
Jagst du den Alltag und die Sorgen weg,
…
Denn mit Gemütlichkeit kommt auch das Glück zu dir.“
Wir müssen ja nicht gleich zum dauergrinsenden Honigkuchenpferd mutieren. Gemütlichkeit bedeutet nicht langsam, sondern sich den Dingen mit Gelassenheit widmen. Selbstbestimmt, selbstverantwortlich zu handeln, mit dem Glauben an unsere Selbstwirksamkeit. Sich Zeit nehmen. Sorry, keine Zeit. Dies ist heute die Standardansage. Sorry, sich Zeit nehmen ist wichtig. Zeit fürs Zuhören. Zeit für die Projekte. Niemand kann alles gleichzeitig erledigen. Vertrauen in die Kraft der Ruhe führt zur Nachhaltigkeit. Wir agieren zu kurzfristig. Spaß zu haben bedeutet nicht wilde Parties zu feiern. Spaß funktioniert in Kombination mit der notwendigen Ernsthaftigkeit. Eine Übernahme von Verantwortung schließt das nicht aus. Es sind grundsätzlich zu viele Menschen unglücklich in der Arbeit. Der Alltag wird als zu trist empfunden und die Menschen schleppen sich nur noch in die Arbeit. Das hat ökonomische Folgen. Die Unternehmen könnten um ein vielfaches erfolgreicher sein, wenn die Mitarbeiter mit Spaß ihrem Job nachgehen. Dazu muss ein anderes Klima in den Unternehmensfluren Einzug halten. Den Kollegen mit einem Lächeln zu begegnen kostet nicht viel. Es wirkt ansteckend. Verbreitet sich. Freundlichkeit. Hilfsbereitschaft. Geduld. Vertrauen. Offenheit. Gleichwertigkeit. Respekt. Das ist Unternehmenskultur. Niemand mag Miesepeter. Meinungen sind wichtig, ausdrücklich gewünscht. Standpunkte auch. An Herausforderungen wachsen wir. Aus Fehler lernen wir. Kritik ist gut. Es kommt immer auf die Musik an. Professionell ist die Gelassenheit. Egos und der Top-Down-Drauf-Hau-Hammer bringt keinen Spaß, bringt kurzfristigen Erfolg auf Kosten vom Wir.
Die Unterscheidung von Freizeit und Arbeit ist ein Spaßkiller. Die Freizeit verbinden wir mit Freude. Die Arbeit wird oft als Stress empfunden. Die Arbeit und das Leben zu vereinen, das Tun was Freude macht ist die Erfüllung. „Deine Zeit ist begrenzt, verschwende sie nicht damit, das Leben eines Anderen zu führen. Lass nicht zu, dass ein Dogma dich beherrscht – dass also die Ansichten Anderer dein Leben bestimmen. Lass deine eigene innere Stimme nicht vom Gelärme der Meinungen Anderer übertönen. Und, was das Wichtigste ist: Hab den Mut, deinem Herzen und deiner Intuition zu folgen. Irgendwie wissen diese beiden immer schon, wozu du eigentlich werden willst. Alles andere ist nebensächlich.“ Steve Jobs. Unsere Einstellung muss sich ändern. Wir sind auch in der Arbeit Menschen und als solche immer auch Privatperson. Die stoische Unterscheidung zwischen beruflich und privat führt zur Schizophrenie. Es gehört zusammen, was zusammengehört und das ist unser Ich. Politisch kann unser Privatleben gegen uns verwendet werden. Falsche Einstellung. Wenn wir uns dadurch angreifbar machen, ist das nicht unser Problem. Es ist die Einstellung der anderen, die eine Facette unserer Persönlichkeit zu ihrem Vorteil ausnutzen wollen. Diese Vorteilswirtschaft ist das Problem einer nicht ethischen Ökonomie. Stehen wir zu uns und werden wir dafür bestraft, so gehen wir als leuchtendes Beispiel voran. Ermutigen wir die Anderen durch motivierendes Vorleben. Damit leben wir besser, bewahren unser Gesicht vor unserem Selbst. Sind glücklicher. Geld kommt und geht. Das wichtigste im Leben sind die Menschen um uns herum. Sind wir. Das sollten sich Unternehmen auf die Fahne schreiben.
Der Mensch ist ein Spieler. Spielerisch erlernen wir von Kindesbeinen auf die Welt. Das liegt uns im Blut. Im Arbeitsalltag wird uns das ausgetrieben. Der natürliche Spaß bleibt auf der Strecke. Gamification sollte in der Arbeitswelt Einzug halten. Schnöde Excel, Word, PowerPoint Dateien sind nützlich, aber so emotionslos wie Deutschlands Bürokratie. Google macht´s vor. Die Büros sind eine Erlebniswelt. Die Mitarbeiter arbeiten in Zimmern gestaltet wie ein Pool, ein Boot, ein Sportplatz. Diese verspielte Umgebung inspiriert, fördert Laune. Die Leistung bleibt dabei nicht auf der Strecke. Im Gegenteil. Die Leute arbeiten mit Spaß engagierter. Sie fühlen sich als Teil der Story. Als Teil der Kultur. Als Teil des Erfolges. Man kann Google mögen oder nicht, aber in 12 Jahren auf 50 Mrd. Dollar Umsatz zu kommen, muss man erst mal nachmachen.
Was fehlt den Menschen unser Zeit? Ihnen fehlt die Leidenschaft. Leidenschaft ist Spaß. Spaß wirkt auf Stress wie die Sonne auf Schnee, es lässt ihn schmelzen. Spaß muss sein. Spaß führt zum Erfolg. Spaß erfüllt uns persönlich mit Glück und Zufriedenheit. Mit Spaß verfliegt die Zeit wie im Handumdrehen. Sinnvoll. Eine Kultur des Spaßes ist die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen. Wo bleibt der Spaß? Lasst uns Spaß haben mit der Spaß-Ökonomie!
P.S. passend dazu der VW Super Bowl Spot, obwohl mir persönlich der kleine Darth Vader 2012 besser gefallen hat und der Film kontrovers diskutiert wird. Es geht um die Botschaft…
Sag ich doch, die brand eins Ausgabe 08/2014 widmet dem Thema „Spaß – der unterschätzte Wirtschaftsfaktor“ eine ganze Ausgabe: http://www.brandeins.de/archiv/2014/spass.html
„…Muße fürs Träumen und fürs Nachdenken… Muße ist die wichtigste Bedingung dafür, dass Erschöpfte wieder zu Schöpfern werden können.“, via wiwo.de: http://www.wiwo.de/erfolg/beruf/gesellschaft-musse-tut-not/8208040-3.html